fabrikmäßige Herstellung von Tischlampen aus dem Sprengkopf der Panzerfaust 60



Das besondere an diesem Beleg der Rüstungskonversion ist, dass hier Teile von 2 verschiedenen Sprengkörpern fabrikmäßig verwendet wurden. In der Hauptsache besteht der Standsockel aus Teilen des Panzerfaustgeschosses. Kleinteile sind Produktionselemente der Stielhandgranate Modell 1943.

Die Lampe ist aus technischer Sicht sehr gut verarbeitet. Dabei wurden Kleinteile neu gefertigt, aber auch offenbar in der Fabrik vorhandene Einzelteile der Panzerfaust- und Handgranatenkopfproduktion verwendet. Auffällig ist die maschinenmäßig hochwertige Arbeit bei fehlenden Rohstoffen. So wurde der Glühbirnensockel aus mehreren Teilen zusammengesetzt, weil offenbar kein zum Tiefziehen geeignetes Blech vorrätig war. Dabei wurden beim Sockelunterteil 3 verschiedenen Werkstücke hochwertig punktverschweißt.

Die Lampe wurde wahrscheinlich in Frankfurt von einem Betrieb produziert, der während des Kriegs Sprengkörper aus Blech herstellte und nach dem Krieg noch entsprechende Einzelteile vorrätig hatte. Ein 'Hamsterer' brachte sie 1945/46 nach Dauernheim/Wetterau, wo er sie bei einem Bauern gegen Lebensmittel eintauschte. Der Lampenschirm wurde aus zeitgenössischem Material nach Angaben der ehemaligen Besitzerin nachgefertigt.


Panzerfaust 60 von 1945


Von der Panzerfaust wurden für diese Lampe lediglich die ballistische, stupfkegelige Kappe des Sprengkopfs und der Holzschaft des Leitwerkträgers verwendet.



Die Lampe wurde aus fertiggestellten Einzelteilen zusammengesetzt, die noch nicht zum Panzerfaustkopf montiert gewesen waren. Hierbei wurde der Holzschaft, an dem das Federtstahlblechleitwerk des Panzerfaustkopfes genagelt wurde, mit der Endkappe des Leitwerks an die ballistische Kappe des Panzerfaustkopfes punktgeschweißt. Zuvor war der Schaft der Länge nach durchbohrt worden, um das Stromkabel hindurch führen zu können. Die Blechkappe der Gegenseite wurde vom Holzschaft entfernt oder war erst gar nicht montiert.
Die Säule des so entstandenen Lampensockels wurde dann noch einmal um die Hälfte verlängert, indem man einen zweiten Holzschaft nahm, in der Mitte durchsägte und nun mit einen Rohr fest mit dem zuvor montiertem Teil verband, wobei diesmal die Seite mit der Blechkappe verwendet wurde, die normalerweise am hinteren Kegel des Panzerfaustkopfes befestigt ist.



Auf diesen nun fertigen Sockel wurde dann die Lampenfassung und der Schirmhalter geschraubt.



Es ist relativ selten, dass bei fabrikmäßigen Konversionsprodukten Teile unterschiedlicher Rüstungsmaterialien verwendet wurden. Man könnte daraus schließen, dass in der Firma im Krieg beide Arten - hier der Sprengkörper- produziert worden waren und daher Fertigteile beider Produkte vorrätig waren.

1,) Die 'Befestigungsscheibe' des Lampenschirms ist sofort als die Bodenplatte mit Einschraubgewinde für den Stiel der Handgranate Modell 1943 erkennbar.



Aber auch das Schraubgewinde der Birnenfassung ist von der Stielhandgranate 43. Es ist das Zündergewinde der Kappe des Sprengtopfes, dass bei der Handgranate in den Topf hineinragt und daher hier auf dem Bild nicht in seiner Form erkennbar wird.





© horst decker