Wehrmachtsstahlhelm



Die Verwendung Deutscher Stahlhelme nach dem 2. Weltkrieg

Konversion erfolgte hier in allen Stufen, also der Übernahme-, der Destruktions-, der Konstruktions-, der Umformungs- und der Rohstoff-Stufe.
Helme wurden zivil umgearbeitet, von gewerblichen Handwerkern für Produktionen benutzt und in Massen industriell konvertiert.

Nach dem Krieg lagen in Deutschland viele Millionen Stahlhelme in gebrauchtem Zustand in den Wäldern, auf den Wiesen, in Städten und Haushalten. Neue, noch nicht gelieferte Helme und unfertige Helme in allen Produktionsstufen lagen in Fabriken, Kasernen und Auslieferungslagern.

a) Schon bei Kriegsende zeichnete sich zwischen den Alliierten der Konflikt der Westmächte mit der Sowjetunion ab. Nachdem das Deutsche Reich als Störer des Weltfriedens ausgeschaltet worden war, sah man diese Rolle für die Zukunft im stalinistischem System des kommunistischen Ostblocks. Dies führte dazu, dass man Ausrüstung der Wehrmacht, die ja aus technologischer Sicht weltführend war, für den möglichen Fall kommender militärischer Auseinandersetzungen einlagerte. Als dann nach Gründung von Bundesrepublik und Deutscher-Demokratischer Republik die Beziehung zwischen dem Ost- und dem Westblock in den Zustand des 'Kalten Krieg' mündete, verlangte die Bundesrepublik die Möglichkeit, seine Grenzen militärisch abzusichern. Allerdings war die Demilitarisierung Deutschlands Alliierte Übereinkunft. Man beschloss daher, eine paramilitärische Polizeitruppe für diese Aufgabe auszubilden, den Bundesgrenzschutz. Diese, 1951 zunächst aus 9.000 Beamten bestehende Polizeitruppe, setze sich fast ausschließlich aus ehemaligen Wehrmachtssoldaten zusmmen, die auch entsprechend ausgerüstet wurden.
So wurden Wehrmachtsstahlhelme 1951 vom neu formartierten Bundesgrenzschutz übernommen.

b) Der Brandschutz war in der Nachkriegszeit von höchster Priorität. Der Krieg hatte in manchen Städten ja bereits mehr als die Hälfte aller Wohnungen zerstört, und es herrschte extreme Wohnungsnot. Es war daher für Teile der Bevölkerung sogar überlebenswichtig, dass kein weiterer Wohnraum zerstört wurde. Diese Gefahr bestand allerdings, denn mangels Elektrizität und anderer Energieträgern wurde nicht nur überwiegend mit Holz geheizt und gekocht, sondern dies geschah sogar nicht selten mit offenem Feuer in Räumlichkeiten, die zuvor nicht zum Bewohnen vorgesehen waren und keine richtige Brandstelle besaßen. Bereits unmittelbar nach dem Krieg übernahm die Feuerwehr Wehrmachtshelme, um ihre Aufgabe wieder ausüben zu können. Weil die Alliierte Militärregierung jedoch auch weiterhin die Demilitarisierung Deutschlands vorantrieb, mussten diese Helme rot überstrichen werden, um ihnen damit die Militärtauglichkeit zu nehmen. Man könnte dies nun streng genommen als Konversion der Konstruktionsstufe c) erkennen. Aber der Anlass für das rot Einfärben war nicht eine konstruktive Verbesserung der Gebrauchsmöglichkeit, sondern das Nehmen der militärischen Tarneigenschaft. Aus diesem Grund mussten auch die alten und wieder eingesetzten schwarzen Feuerwehrhelme, auch Lederhelme der Zeit vor dem 1. Weltkrieg, rot gestrichen werden. (* Aus der Englischen Besatzungszone sind auch rot lackierte Englische Stahlhelme bekannt:)

zu Feuerwehrzwecken rot lackierter englischer Stahlhelm - Naumburg 1946
rot umlackierter englischer Stahlhelm mit Wappen der Stadt Naumburg



c) Eine häufige Anwendung fanden Stahlhelme in der Konstruktionsstufe, d. h. die Wandlung durch Anfügen von Teilen. Relativ häufig findet man sogenannte Puhlschöpfer, Schöpfnäpfe mit langem Holzstiel, mit denen Bauern ihre Jauchegruben entleerten. Hierzu wurde an die Stahlhelmglocke, aus der das Futter entfernt worden war, einfach eine Tülle seitlich, vorn oder hinten angeschweißt. In diese wurde ein langer Holzstiel befestigt. Die Ventillöcher und Splintlöcher des Futters wurden zugeschweißt. Es gibt hiervon viele Variationen, da es sich überwiegend um individuelle Schlosserarbeiten handelt. Es sind hier auch Konversionen von US und sowjetischen Helmen bekannt, obwohl der Besitz der Alliierten Helme verboten war.

Jaucheschöpfer der Nachkriegszeit aus sowjetischem Stahlhelm
Jaucheschöpfer (Holzstiel fehlt) aus sowjetischem Stahlhelm gefertigt



Ich habe es als Kind noch bis in die 60er Jahre gesehen, dass Soldaten der französischen Besatzungstruppe bei Manövern in ihren Stahlhelmen, die nach US Vorbild einen herausnehmbaren Innenhelm aus Kunststoff besaßen, über offenem Feuer kochten. Das taten deutsche Bürger in der unmittelbaren Nachkriegszeit auch mit Wehrmachtsstahlhelmen, aus denen sie das Futter herauslösten. Aber genau so wurden Wehrmachtshelme auch als Nachttöpfe verwendet, denn in vielen Behelfswohnungen gab es keinerlei sanitären Einrichtungen.
Der Helm als Nachttopf hat wohl geschaukelt. Alte Küchenherde haben herausnehmbare Feuerringe in verschiedenen Größen, in die sich der Helm mit der gewölbten Glocke einsenken konnte, auch wenn der Herd so bei schlechtem Kaminzug nicht mehr richtig rauchdicht war. Aber das wäre die Stufe b) und die so beschriebene Nachkriegsnutzung ist heute nicht mehr erkennbar. Aber zur besseren Nutzung wurden Helmglocken auch im Scheitel platt geschlagen, so dass eine ebene Bodenfläche entstand und eventuell wurden Griffe angeschweißt, was dann erkennbar und Stufe c) ist.
Bei industriell gefertigten Nachttöpfen wurden an der Rückseite ein Henkel und am Boden 3 Beinstützen angeschweißt. Die Krempe und der aufgeweitete Rand des Stahlhelms ergaben eine bequeme Sitzfläche.
Nachttopf


Töpe aus Stahlhelmen sind heute selten, denn der hochlegierte Stahl des Helmes rostete sehr schnell und wurde dadurch unansehlich oder gar löchrig. Die meisten solcher Töpfe dürften nach wenigen Jahren weggeworfen worden sein.
Ähnlich war es mit den Nachttöpfen. Exemplare, die man heute noch findet, waren unbenutzt oder kaum benutzt bzw. stammen aus unverkauften Lagerbeständen.

d) Gewerblich und industriell wurden Stahlhelme zu richtigen Töpfen umgeschmiedet oder umgepresst und mit Henkeln versehen. Oft sind sie nur auf Grund von Dehnungsstreifen oder Knautschzonen, die nach dem Umpressen verblieben, und an dem Material erkenntlich. Kochtöpfe sind, wie schon unter Punkt c) geschrieben recht selten erhalten geblieben, obwohl sie zu Zigtausenden hergestellt worden waren.
Häufig findet man allerdings Siebe und Durchschläge, die aus Stahlhelmen hergestellt wurden. Das geschah nahezu vollständig industriell, denn das Lochen der Helmglocken setzte wegen der Zähigkeit des Stahls eine Stanzpresse voraus. Die Fuldaer Emaillierwerke, fertigten solche Siebe zu Zigtausenden an, was nicht wundert, denn sie waren im 2. Weltkrieg einer der größten Stahlhelmproduzenten und besaßen wahrscheinlich noch riesige Bestände. Man findet diese grau-weiß bis blau-weiß melierten Siebe noch häufig. Meistens werden sie allerdings nicht als Konversionen erkannt, sondern gehen als Bauernemaille-Ware durch, was schon zeigt, dass die Fertigung nicht mehr nach Improvisation aussieht. Lediglich das für ein Sieb hohe Gewicht von ca. 1 kg könnte stutzig machen. Man kann hier streiten, ob diese Siebe zur Stufe c) oder d) gehören. Nach dem Abschneiden des Helmrandes und Umbördeln der Kante wurde die Helmglocke zwar von leicht oval auf rund umgepresst, also gering in der Form verändert, andererseits erkennen Fachkundige diese Siebe sofort als Konversion von Helmen. Bei genauem Hinsehen findet man auch noch die beiden seitlichen Lüftungslöcher des ursprünglichen Helmes, sowie die - vor dem Emaillieren zugeschweißten - um 120 Grad versetzten Löcher der Futterbefestigungssplinte.

d) Für die Rohstoffverwertungsstufe gibt es logischerweise keine erkennbaren Endprodukte mehr. Der Stahl von Helmen kann theoretisch in Autos der Zeit und anderen hochwertigen Produkten stecken.

Darstellung von konvertierten Stahlhelmen der Nachkriegszeit

© horst decker