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Nachttischlampe um 1947/48 mit eingebautem Teil aus dem Sprengkopf der Panzerfaust 60


Dieses Lampe ist einerseits exemplarisch für die fabrikmäßige Nutzung auch jedes erdenklichen Rüstungsteils, sofern es nur in ausreichender Menge für eine Fabrikation zur Verfügung stand. Waren Teile vorhanden, so machte man sich einfach so lange Gedanken, bis man wusste, wozu sie zu gebrauchen waren.
Aber sie ist auch exemplarisch für die vielen Rüstungskonversionsstücke, die selbst für versierte Sammler kaum als solche erkennbar sind.

Wenn man die stilistischen Merkmale der 40er Jahre kennt, so ordnet man diese Nachttischlampe gleich in diese Zeit ein. Dabei fallen auf den ersten Blick 2 Begebenheiten auf.

1.) die Lampe ist für die Kriegszeit zu massiv gebaut
2.) sie ist absolut neuwertig (wir diese Lampe sogar als Paar gefunden)

Die Lampe ist im Stil der 40er Jahre und in hervorragender Qualität gebaut. Aber in der Kriegszeit, in der jedes Gramm Metall gesammelt wurde und Arbeitskraft fehlte, hätte man für einen zivilen Gegenstand nur in Einzelfällen so viel Aufwand getrieben.
Der Lampenstecker entspricht den Modellen, die um die Währungsreform herum in Gebrauch waren. Schlichte einteilige Gehäuse aus dunkelbraunem Bakelit, die unten durch eine Pappisolierung verschlossen sind, die mit den einschraubbaren Kontakten befestigt ist.
Selbst wenn die Lampe noch zu Kriegszeiten oder gar davor gefertigt worden wäre, so bestand direkt nach dem Krieg ein so hoher Bedarf an Lampen, dass es unwahrscheinlich ist, dass sogar ein Paar davon bis heute unbenutzt geblieben sind. Das lässt aus Sicht der Zeitgeschichte eher auf eine Produktion kurz vor oder gar kurz nach der Währungsreform schließen. Die Lampen blieben nach der Währungsreform einfach unverkauft, weil mit der DM über Nacht auch 'gute Ware' nach Deutschland kam.

Bei näherer Betrachtung fällt dann die Hülse auf, die den Lampensockel verdeckt und gleichzeitig den Schirmring hält. Sie ist in der, für die Wehrmacht typischen roten Schutzfarbe gestrichen. In der Notzeit nach 1945 wurden viele Eisenblechteile mit dieser Farbe gestrichen, da sie als eine der wenigen Farben nach dem Krieg in größeren Mengen zur Verfügung stand.
Bei genauem Hinsehen, fällt nun auf, dass auch der Drahtrahmen des Schirms mit der sogenannten 'Afrikafarbe' der Wehrmacht, einem khakibraunem Lack, gestrichen ist. Da Farben im Krieg ausschließlich für kriegswichtige Produkte zugeteilt wurden, Wehrmachtstarnfarben ohnedies nicht für zivile Fertigung zur Verfügung standen, beweist die Verwendung dieser beiden Farben, dass es sich bei der Lampe um eine Nachkriegsfertigung 1945-1948 handelt. Die hohe Ausfertigungsqualität grenzt die Produktion auf die Jahre 1947-1948 ein.
Aber eine Rüstungskonversion??

Ohne militärische Belegstücke wäre diese Frage nicht zu lösen. Nur Erfahrung, Intuition, Zufall und entsprechende militärische Objekte als Vergleichsmaterial helfen hier weiter.

Fündig wird man in diesem Falle bei der Panzerfaust 60 der Wehrmacht.




Zerlegt man nämlich die Lampe und betrachtet die mit der roten Wehrmachts-Rostfarbe gestrichene Hülse, so kann man in ihr das Trägerrohr des Leitwerks des Geschosses der Panzerfaust60 wiedererkennen, das praktisch unverändert übernommen wurde. Da aus dem Panzerfaustkopf Kannen, Trichter, Töpfe und ähnliches in großen Mengen gefertigt wurden, blieben genügend dieser Rohre als Ressourcen übrig, so das sich anderer Firmen überlegten, wie man auch diese Teile verwenden konnte.





© horst decker